Sie verwandelt Gebrauchsgegenstände in kleine, aber feine Kunstwerke. Für Renate Dreiheller aus Gögglingen macht das Sinn: „Viele Dinge sind viele zu schade, um gedankenlos im Müll zu landen.“
Ulm. Der Rock ist aus einer kaputten Jeans, einer ausrangierten Jacke und einem Stück Vorhang geschneidert. In einer alten Schublade bilden ausrangierte Kalender-Spiraldrahtbindungen und Blumen aus Kaffeekapseln den „Einweg-Wald“ und daneben erwächst ein Wunderbaum aus abgelegten Ohrringen, Broschen und Anstecknadeln. Und die Schnecke aus alten Schrauben, die über die Wand „kriecht“, frisst garantiert keine Gartenkräuter mehr an. Und gibt es eigentlich Vorhänge aus altem Kaugummipapier? Ja, gibt es. In der Traumwerkstatt24.
Wer diese, beziehungsweise das Wohnzimmer von Renate Dreiheller, betritt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Viele Gäste sagen, dass das hier wie in einem Museum ist“, so die 55-Jährige. Das Wort bedeutet in der altgriechischen Sprache Heiligtum der Musen. Und diese küssen die Medizinisch-technische Assistentin sehr oft – und dies ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. Denn fast alle der verwendeten Gegenstände bekommen durch die Mutter zweier Kinder ein neues Leben eingehaucht. Ein Kunstleben. Denn Dinge vorschnell entsorgen, das kann und will sie einfach nicht. Schließlich kann man viele Sachen ja auch noch reparieren. Renate Dreiheller: „Ich bin eine absolute Gegnerin der modernen Wegwerfgesellschaft. “
Noch viele Ideen im Kopf
Und so vermischt sie geschickt die umweltbewusste Idee des Upcyclings mit einer schier grenzenlosen Fantasie. So landete ein zerbrochener Spiegel nicht in der Tonne, sondern hat sich als Bild „Tanz auf dem Vulkan“ einen neuen Platz an der Wand ergattert. „Meine Eltern haben die entbehrungsreiche Kriegszeit erlebt und uns Kinder so erzogen, dass wir Dinge wertschätzen“, so Renate Dreiheller, die fünf Geschwister hat und ihre Kreativität von ihrem Vater geerbt hat: „Er hat sogar unsere Möbel selbst gebaut.“
Und das tut sie auch, denn im hier im Raum steht auch ein Stuhl, den sie aus einem Klapptisch, Teilen eines Wandregals und eines Bettes hergestellt hat. Doch wer mit der Hobby-Künstlerin, die auch Workshops zur Schmuck-Herstellung anbietet, spricht, zweifelt sehr schnell, ob sie darauf jemals für längere Zeit zur Ruhe kommt. Schließlich hat sie „noch ganz viele Ideen im Kopf.“
Wer also immer wieder einmal ins Wohnzimmer von Renate Dreiheller kommt, wird wohl öfters auch Neues entdecken. So wie zum Beispiel die Blumen, die sie aus alten Socken hat erblühen lassen. Dafür wurden sie in flüssigen Beton getaucht, zu kleinen Röschen geformt und mit Glitzerfarbe besprüht. Oder die Friedenstaube, die aus weißen Tetrapack-Deckeln gestaltet über eine helle Plakatrückwand „fliegt“. Der Name: „Weis(s)heit. Doch weshalb ist der Titel auch mit einem „s“ geschrieben? Renate Dreiheller: „Ganz einfach. Weil es ganz sicher weise ist, keine Kriege zu führen. Oder?“
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