Bääähhh…..

Holger Banzhaf und Moritz Nieß halten mit ihren Schafherden auf der Schwäbischen Alb die jahrhundertealte Tradition einer natürlichen Landschaftspflege aufrecht.     

Schon Johann Wolfgang von Goethe schrieb einst: „Zieh´n die Schafe von der Wiese, liegt sie da, ein reines Grün. Aber bald zum Paradiese wird sie bunt geblümt erblüh´n.“ Die Reime, die der deutsche Dichterfürst vor 200 Jahren zu Papier brachte, haben heute noch Bestand. Denn die Beweidung durch die blökenden und bähenden Nutztiere zählt noch immer zu der natürlichsten Form der Landschaftspflege. Dass dies auch heute noch so ist, können wir auch Holger Banzhaf und Moritz Nieß verdanken. Die beiden Schäfer, exakt: Tierwirte, Fachrichtung Schäferei, betreiben eigene Schafhöfe auf der Schwäbischen Alb und arbeiten oft und eng zusammen.
Wir treffen sie auf einer Wacholderheide oberhalb des Hungerbrunnentals, wo an diesem Tag etwa 300 Mutterschafe mit ihren Lämmern grasen. Schon zwei Tage später, hätten wir uns wahrscheinlich an einem anderen Ort verabredet, denn die Herde ist auf mehreren Naturschutzflächen aktiv, die die Schäfer von den Gemeinden zur staatlich geförderten Landschaftspflege gepachtet haben.
Dabei erweisen sich die Schafe, die ihre Ställe von Ende April bis November verlassen, als äußerst effektive Helfer, denn sie halten Gräser und Pflanzen auch an schwer zugänglichen, hügeligen Stellen kurz und verhindern eine Verbuschung. Ihr Kot dient zudem als natürlicher Dünger. Doch nicht alles wird von ihnen gefressen und wiedergekäut. Wachholder, Orchideen oder Disteln stehen zum Beispiel nicht auf dem Speiseplan der Schafe. „Durch ihr selektives Fressverhalten tragen sie zum Erhalt der Artenvielfalt in unserem Gebiet bei“, so Holger Banzhaf, der wie die meisten Schäfer im Ländle Merinolandschafe züchtet. Auch als Laie kann man sie an ihrer reinweißen Wolle, dem keilförmigen Schädel, den leicht hängenden Ohren und dem typischen Wollschopf auf der Stirn erkennen, der Schaupe.
Wenn die beiden Schäfer auf der Weide ihre Tiere hüten, dann immer im Stil einer klassischen Tradition – mit einem Schäferhemd und der obligatorischen Schippe. Mit der aus Hartholz gefertigten Stange kann man den Hütehunden Zeichen geben, giftige Pflanzen ausstechen und auch mit einem kleinen Haken mit Geschick und Übung Schafe einfangen. Doch nicht nur das. „Die Schäferschippe entlastet das Kreuz, wenn man lange auf der Weide steht“, so Moritz Nieß. Doch die Zeit in der Natur ist für beide mehr als ein Beruf. „Hüten ist eine Berufung“, so Holger Banzhaf, dessen Tochter Laura die Schäferei bei Heldenfingen bereits in der vierten Generation mitbetreibt. Er genießt es inmitten seiner Schafe auch in einer schnelllebigen Zeit immer wieder ganz für sich zu sein und zur Ruhe zu kommen. Und so ist die Zeit auf der Weide eben tatsächlich ein kleines Stück vom Paradies.

Inmitten einer umtriebigen Herde zur Ruhe kommen. Holger Banzhaf (links) und Moritz Nieß sind Schäfer aus Leidenschaft.
Foto: Stefan Loeffler