Hamburg, den 7. Februar 2019 – Dr. Matthias Kroll, Chefökonom der Hamburger Stiftung World Future Council (auch bekannt als Weltzukunftsrat), hat die Auswirkungen des sog. „Kohlekompromisses“ auf das Klima nachgerechnet – mit dem Ergebnis, dass die Kohleverstromung trotz Reduktion der Kapazitäten bis 2030 sogar noch zunehmen kann. Grund dafür ist die Erhöhung der Grundlast auf die verbleibenden Kohlekraftwerke durch den Atomausstieg.
„Die im Kohlekompromiss suggerierten Verbesserungen für den Klimaschutz auf dem Weg zum 1,5°C-Ziel sind eine Mogelpackung.“, so Kroll. Der bisherige Hauptkritikpunkt am Kohlekompromiss ist der mit 2038 sehr späte Ausstiegstermin. Der aktuelle Kompromiss verbirgt aber noch ein weiteres Problem, das in der bisherigen Debatte untergegangen ist: „Für den Klimaschutz ist nicht entscheidend, wieviel Kraftwerkskapazität stillgelegt wird, sondern um wieviel die Stromerzeugung mit Kohle tatsächlich zurückgeht.“ so Kroll weiter. „In dem aktuellen Modell sehe ich unterm Strich einen Anstieg der Stromproduktion aus Kohle um etwa 16 Prozent. Mit den CO2-Emissionen sieht es ähnlich aus. Deutschland muss den Fuß von der Bremse nehmen und den Ausbau der erneuerbaren Energien, der dazugehörigen Speichersysteme (,Power to Gas’) und den Bau neuer Erdgaskraftwerke deutlich forcieren. Sonst werden die CO2-Emissionen ansteigen und nicht abnehmen.”
Trotz Stilllegung werden Stromproduktion und CO2-Emissionen steigen
Obwohl von den aktuell bestehenden 42 GW Kohlekraft bis Ende 2022 rund 12 GW stillgelegt werden sollen, muss damit gerechnet werden, dass die geplant verbleibenden jeweils 15 GW an Braun- und Steinkohle mehr Strom und der CO2-Emissionen produzieren werden als heute. Der Grund dafür liegt in der deutlich zunehmenden Auslastung der verbleibenden Kohlekraftwerke, da vermutet werden muss, dass sie die wegfallenden letzten 9,5 GW Kernkraftgrundlast übernehmen werden.
Während Kohlekraftwerke heute nur sehr unregelmäßig ausgelastet sind, da sie immer häufiger durch Wind- und Photovoltaikstrom aus dem Netz gedrängt werden, können sie dann weitgehend mit ihrer Höchstlast durchlaufen. Rechnerisch wird dies auf eine Zunahme von bis zu 16 Prozent an Kohlestrom und der damit verbundenen CO2-Emissionen im Vergleich mit 2018 hinauslaufen. Damit der unerlässliche Ausstieg aus der Kernkraft nicht zu einer dauerhaften Zunahme der Kohleverstromung führt, müssen die ab 2022 verbleibenden 30 GW Kohlekraft zügig weiter verringert werden.
„Es ist fraglich, wie Deutschland seinem im Paris-Abkommen vertraglich zugesicherten Anteil an der Einhaltung des 1,5°C-Ziels erreichen will, wenn die CO2-Emission aus der Kohleverstromung noch ein weiteres Jahrzehnt sogar über den aktuellen Werten liegen, obwohl die Reduktion auf null notwendig ist.“ kritisiert Kroll.
Quelle: www.worldfuturecouncil.org
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